29.10.2020
Wer bringt die Eigenschaften mit, als Vorbild auch dann zu strahlen, wenn die Spotlights erlöschen? Wer ist in einem Jahr wie 2020 ein Held? Es sind jene, die im Umgang mit Rückschlägen und Schwächen längst geübt sind – und genau daraus ihre Stärke ziehen.
Als in Hollywood im Frühjahr alle Lichter ausgingen, appellierte der Schauspieler Zachary Quinto an die Amerikaner: Haltet zusammen! Als George Floyd in Minneapolis bei einer Festnahme getötet wurde, marschierte Quinto mit den Protestierenden. Popularität ist für Quinto Verantwortung. Seine Erfahrung ist sein Kompass. Was für ein großer Entertainer er ist, wirkt manchmal wie sein Nebenjob.
Bekannt wurde der 43-Jährige durch Serien wie „Heroes“, das ganz große Publikum eroberte er als Spock in „Star Trek“, gerade amüsiert er als Harold in der Filmfassung des Broadway-Klassikers „The Boys in the Band“ auf Netflix.
Zachary Quinto gestaltet seine Rollen genau wie sein Engagement für soziale Initiativen. Mit Charisma, Entschlossenheit und dem Bewusstsein für das, was seine Lehrerin ihm mit auf den Weg gab: Verantwortung nicht nur für die Rollen zu tragen, sondern auch im Leben. Im Fall von Quinto ist das ein Instinkt, der stärker ist als jedes PR-Protokoll. Er sticht heraus. Er fällt auf. Er spricht Probleme an. Er taucht ab und wieder auf. Er fordert heraus.
In seiner Dankesrede für den GQ Award zitiert er eine Lektion, die er von seiner ersten Schauspiellehrerin lernte: „Wie man sich auf der Welt bewegt, ist mindestens so wichtig wie auf der Bühne.“ Seine Lehrerin wusste, was er erreichen kann. Und er hat es erreicht.
Quinto riskierte seine Karriere, als er vor neun Jahren in einem Interview platzierte, ein schwuler Mann zu sein. Er tat das, weil damals ein homosexueller Teenager Suizid begangen hatte, nachdem er an der Highschool gemobbt worden war. Die Frage, ob Quinto nicht schon viel früher als Leading Man besetzt worden wäre, wenn er wie viele seiner Kollegen sein Privatleben für sich behalten hätte, stellt sich für ihn nicht. Er macht klar: Positiver Wandel beginnt bei einem selbst.
Die Laudatio auf Zachary Quinto hält kein Geringerer als sein Schauspielkollege Jim Parsons. Parsons verkörperte eine der prägendsten TV-Figuren des Jahrzehnts: Als Über-Nerd Sheldon Cooper gelang ihm in der Serie „The Big Bang Theory“ der ganz große Durchbruch. Aktuell ist der US-Amerikaner an der Seite von Quinto in „The Boys in the Band” zu sehen.
Parsons würdigt Quinto in seiner Laudatio mit den Worten: “Bei seinem Schauspiel trifft Zachary immer wieder unerwartete Entscheidungen und macht spontane Wendungen, die einen als Zuschauer bis an den Rand des Kinosessels rutschen lassen.”
Quintos Engagement ist keine hastig übergestülpte PR-Strategie, die man sich anziehen kann wie die frisch gedroppten Sneakers irgendeiner Capsule Collection. Quintos Entschlossenheit, an Diskursen teilzunehmen, sich selbst zu durchleuchten und Stellung zu beziehen, erinnert an etwas, das im Krisenjahr 2020 nicht nur Hollywood widerfährt, sondern uns allen: die Zwangs-Introspektive. Introspektive ist ein Beschleuniger des Fortschritts – und Zachary Quinto der Held einer Ära, die nicht nur sich selbst feiert, sondern auch sich selbst befragt.
GQ ehrt auch in diesem Jahr hochkarätige nationale und internationale Persönlichkeiten – ohne physischen Event, dafür mit ikonischen Video-Momenten – und feiert die diesjährigen ‘Men of the Year’ in ganz persönlichen Video-Statements der Preisträger.